Ich schlucke, doch ich kann nicht verhindern, dass sich das Wasser in meinen Augen sammelt, doch ich wehre mich meiner Gefühle und antworte leise:
"Das hätte sie mir eher zeigen sollen. Doch sie hat mich stattdessen viel Kummer und Leid ertragen lassen, bevor sie euch geschickt hat um mir die Augen zu öffnen. Doch danke ich ihr dafür, denn was mich nicht tötet, macht mich nur härter. Und in Anbetracht dessen was uns erwartet, wird das von Nöten sein."
Mein Blick verhärtet sich wieder und keine der Tränen verlässt meine Augen.
Nachdem wir einige Zeit schweigend weiterreiten, spreche ich leise aus, was seit Wochen auf meiner Seele lastet.
"Glaubt ihr die Götter bestrafen mich ? Kann mir irgendjemand oder irgendetwas erklären, warum ich die echsischen Wörter verstanden habe, die auf den uralten Schriftstücken zu finden waren ? Ich war noch nie des echsischen mächtig und es bereitet mir Angst. Ist es ein Fluch oder eine Gabe, eine Strafe oder ein Geschenk ? Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll oder was es zu bedeuten hat und fürchte dieses Wissen bis ins Mark."
Ein leichter Schauer überfällt mich und ich hoffe Ardo hat es vor mir nicht gespürt.
Mit einem leichten Lachen in der Stimme antwortet der Geweihte "Wieso stellen sich alle Wesen das Leben als so einfach vor, alsdas keine Fragen oder Zweifel den Weg sein Seins bestimmten? Glaubt mir Yamira, Kummer und Leid sind tragisch und schmerzend, doch dienen sie als Prüfungen des Lebens für einen höheren Zweck. Wo wärt Ihr ohne diese? Die Wege der Götter sind unergründlich, mein Kind. Die Götter, meine Herrin Rondra, straft nicht die Lebenden, das ist nur ein weiterer Schlag des schmiedenden Hammers auf das glühende Eisen eines neuen Schwertes zu Ihrem Ruhme."
Dann hält Ardo sein Pferd an und dreht sich zu Yamira um " Bei Rondra und Ihren Gemahl Farmelor verschont uns und vor allem euch mit diesen Zweifeln und Eurer Furcht vor dem was Ihr ohnehin nicht abwenden könnt. Wer sind wir alles zu hinterfragen und uns damit höher zu stellen als uns sterblichen Dienern zusteht. Akzeptiert die Questen, die uns die Götter aufgeben als das was sie sind: Unabwendbar!. Bei Rondra Donnerhall akzeptiert Euch, Euer Leben, Euer Sein und vor allen Dingen akzeptiert und heisst willkommen das was euch hierher geführt hat."
Ich verstumme und denke über das nach was Ardo gesagt hat. Ich lasse die letzten vier Jahre in meinem inneren Auge vorbeiziehen. Er hat recht, gestehe ich mir ein und erinnere mich an den Verrat an meiner Mutter und wie ich den Verlust irgendwann akzeptiert hatte. Ich erinnere mich an die Arenen Al Anfas, ich akzeptierte damals mein Schicksal und überlebte durch mein Kampfgeschick. Ich erinnere mich an den Verlust meines Armes und die Kraft die ich aufbrachte auch dies zu akzeptieren um weiterzukämpfen. Ich erinnere mich an Maraskan und akzeptierte eine neue Welt mit einem anderen Glauben und auch die Verluste meiner Geliebten akzeptierte ich irgendwann. Doch trotzdem trauerte ich dem Schicksal hinterher und fühlte mich schwach und verletzlich. Ausgemergelt und menschenscheu begegnete ich jedem mit Mißtrauen, anstatt auf mein Gefühl zu vertrauen. Vor allem auf Rondra und ihre Geschwister. Ich sollte das neue Wissen nicht vorschnell verurteilen, sondern dankbar annehmen, denn es hatte irgendeinen Sinn, dass ich die Schriften erkennen konnte, sonst wären wir vielleicht gescheitert. Die Götter haben für mich einen Plan und mit ihrer Hilfe, werde ich nicht scheitern.
In Gedanken schicke ich Rondra ein kurzes Gebet: Göttin Rondra, große Leuin, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Yamira reitet stillschweigend und gedankenversunken hinter Ardo, doch er merkt, dass ihre Angespanntheit nachgelassen hat.
Nach einer Weile spricht sie gelassen zu Kaldrim: " Kaldrim, erzählt uns doch ein wenig von euch. Vertreib uns ein wenig die Zeit mit deinen Geschichten. Hey, was mir gerade einfällt. Deine Familie züchtet doch Pferde. Nur Zwergenponys oder auch ordentliche Reittiere ?" Ich kann mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. "Vielleicht können wir irgendwie ins Geschäft kommen !? Ich brauche dringend ein eigenes Reittier"
ORDENTLICHE REITTIERE??? Skandalös...weist du denn nicht das feinstes siehst du nicht meinen edlen Benvollio? Der hat kein Struppiges fell uder eine dicken Bauch wie ein gewöhnlicher Klepper. Nein unsere Ponys sind erhabene Tiere mit Shadifblut in ihren Adern! Als ob das nicht schon feurig genug wäre ist der andere Teil ihrer Line Maraskaner Wildpferde...eventuell hast du ja auf deinen Jahren auf der Insel ein Paar von ihnen gesehn. Bei uns Brilliantzwergen ist rein gar nichts...gewöhnlich!!! Ganz anders als unsere verbohrten Verwandten die fern vom Licht in ihren Hallen hausen, schätzen wir die Kunst, die Eleganz und die Schönheit in allen Dingen. Selbst unsere Katzen sind edel...sie begründen sich auf die herrlichen Al´Anfaner Katzen *räusper* da sind wir halt naja sind uns zugelaufen*
Um Schatodor, oder Blumental wie ihr es nennt begreif zu können müsst ihr es gesehn haben. Ihr und Ardo dürft mich gerne begleiten, ihr werdet euch wie Fürsten fühlen! Nun, ich versuche es mal ein wenig zu beschreiben..... Stellt euch ein Tal vor mit unzähligen Blumengärten, Feldern, Orangenbäume durch die Pfaue daherwandern, überall duftet der Jasmin und die Blüten der Bergamotte...an den Hängen sind Häuser in den Fels geschlagen mit Fenstern und Wänden aus Kristall. Man kann in die Stuben der besten Juweliere und Goldschmiede des Kontinents blicken. Den Schneidern zuschauen wie sie edelesten Zobel verarbeiten. In unseren Küchen werden Gewürze aus allen ecken Aventuriens verarbeitet, wunderbare Früchte unsere Inseln kandiert... Jaaaa Inseln! Drei Inseln im Golf von Pericum gehören unserem Reich an. Damit einhergehen haben wir natürlich auch die Seefahrt für uns entdeckt. Nun wir sind zwar keine Thorwaller und haben keine nennenswerte Marine...doch können wir dem ein odere anderen Strum trotzen.
Für mich, der lange lange Zeit in Kuslig gelebt hat. die Augen blinzeln kurz und die hand zuckt nach seinen Kusliker Säbel und streicht über das Wappen im Knauf *räusper* Nun das Horasreich ist eigentlich das einzige Reich der Menschen das mit Kunst, Kultur, Stiel, und Schöngeistigkeit mit uns nahe kommt...sie geben sich wirklich Mühe kultiviert zu sein....ich mag sie sehr!
Ich bemerke seine Geste zur Waffe und frage ihn frei heraus:
"Verzeiht wenn ich euch frage, aber wenn euer Land so schön ist wie ihr sagt, was trieb euch dann soweit von zuhause fort ins Horasreich ? Und warum liegt es euch so am Herzen ?
Mein Onkel ist in Kuslik Goldschmied und ich lebte lange bei ihm, verkaufte seine Waren an die hohe Kundschaft von Kuslik. Lebte unter den Söhnen aus guten Hause...ich glaube ich werde früher oder später wieder dort leben....wir werden sehen. Das ist eine andere Geschicht für einen anderen Tag
*Kaldrim ist die nächste Zeit sehr einsilbig und meidet die Blicke*
Ich schaue ihn mitleidig an. 'Der kleine Mann wurde wohl ebenso vom Schicksal gebeutelt wie ich. Verdammt ich wollte ihm nicht zu nahe treten' ,denke ich mir
"Entschuldigt, ich wollte nicht aufdringlich sein, ich war nur neugierig."
Mit dem lehrerhaften Unterton, wie es in der Praiosschule üblich nimmt Ardo das Wort an sich: Seht Ihr meine Gefährten, so hat jeder das Bündel zu tragen welches die Götter ihm aufbürden. Seien es meine Herrin oder sogar der Beschützer der Händler...und Betrüger. Doch sei auch Dir gewiss, mein lieber Kaldrim: Trauere nicht um die Vergänglichkeit der Vergangenheit, sondern schaut stolz und aufrecht nach vorne, denn das ist das Wesen der göttlichen Ordnung und das Sein des Lebens." Nach einer kurzen Pause: Und wenn Ihr lernet Euer loses Mundwerk zu halten und nicht jeden Gedanken auszuplappern wie ein Kusliker Waschweib, hättet ihr gewiss weniger Probleme."
Ich antworte wütend: "Wen meint ihr damit ? Entschuldigt euer Gnaden, aber wie kommt ihr darauf, dass uns das Reden die Probleme beschert ? Es sind die Probleme selbst, die uns zu schaffen machen. Was wisst ihr schon von uns, um so herablassend uns den Mund zu verbieten ? Wenn wir uns gegenseitig Vertrauen entgegen bringen, finde ich das nicht gerade problemfördernd, sondern eher im Gegenteil. Vielleicht wird es Zeit unsere Sorgen loszuwerden, anstatt uns alleine den Kopf darüber zu zerbrechen. Nicht jeder hat die Gabe seine Hilfe nur im Zwiegespräch mit den Göttern zu suchen. Kaldrim mag vielleicht ab und zu vorlaut sein, aber ich glaube nicht, dass seine Probleme daher rühren."
Abrupt stopt Ardo sein Pferd und dreht sich zu Yamira herum: "Ich sprach natürlich mit dem Herren Kaldrim hier, daher sprach ich Ihn auch an, habt ihr noch etwas zu sagen nun oder nicht, Yamira? Anmassend soll das nicht sein, nur ein Rat."
*seufzt* Was wären wir für tumbe Golems, wenn wir nicht weinten unsere Gefühle Was wären wir traurige Schatten lachten wir nicht unsere Gefühle Was wären wir tote Bäume tanzten wir nicht unsere Gefühle Was wären wir noch Kinder der Götter wenn wir nicht liebten
Ach mein werter, strenger Ardo...es gibt noch einiges auf der Welt das ihr entdecken könnt...wobei....auf eure spezielle Art passt das eben gesagte auch irgendwie.
"Bei Rondra, natürlich habe ich recht." raunt Ardo in den aufkommenden Nachmittag hinein. "doch glaubt nicht, dass in Arivor Eure hochschätzen, hohen Werte gänzlich unbeachtet seien oder blieben. Wir Diener der Leuin erachten nur eine andere Kunst und Musik. Sollte Euch je gestattet werden die heiligen Hallen der Löwenburg oder unseres Verehrten Ordenshauses zu betrachten, werdet Ihr sehen was ich meine."