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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Helden
Ragnar Starkardsson Offline




Beiträge: 937

23.04.2018 08:26
Ragnar Starkardsson Antworten

„… und als letztes brauchst Du einen kleinen Tiegel mit Klabusterbeerenmus. Das reibst Du Dir dann auf die Stirn, dann schläfst Du besser.“

Ragnar musste sich ein Lachen verkneifen als er dem jungen Mann hinterher blickte der gerade losrannte um alle Zutaten für eine ganz spezielle Salbe gegen Kopfschmerzen zu besorgen.
Natürlich handelte es sich bei dem Rezept um einen alten Scherz, den man in der Halle der Winde mit den Neuen trieb. Auch Ragnar musste sich den Scherz gefallen lassen, als er vor ein paar Jahren als noch flaumbärtiger Mann zur Halle kam. Ragnar verließ seine Kammer und ging bedächtig durch die Halla nach draußen. Nur zwei weitere Lehrlinge saßen in der Halla und erzählten sich von ihrem aufregenden Tag.
Vor der Tür hielt Ragnar inne. Der Himmel war wolkenverhangen und es roch nach Schnee. Dort wo in einer sternklaren Nacht das Madamal hell und klar zu sehen gewesen wäre ließ sich nur ein verwaschener Lichtfleck in den Wolken erkennen. Der Wind schnitt eisig an Ragnars Körper, also zog er sich den wärmenden Bärenfellmantel, der auf der Innenseite mit einigen arkanen Symbolen verziert war, eng um sich. Das Fell wärmte ihn seit Jahren auch in den ganz harten Wintern.

Der Thorwaler ging weiter. Es war diese besondere Nacht, die ihn wie in jedem Jahr ruhig und nachdenklich werden ließ. Es war die Nacht in der er von zu Hause fortgebracht wurde um an der Halle der Winde seine angeborenen magischen Fertigkeiten unter Kontrolle zu bekommen. Dies war nun einige Winter her und es schmerzte ihn inzwischen nicht mehr so sehr wie früher.
Seine Eltern hatten sich sehr schnell entschlossen Ihren ältesten Sohn in die Obhut der Magier zu geben, da sie sich erhofften eines Tages einen fähigen Schiffsmagier zum Sohn zu haben, der Ihnen die Kaperfahrten noch ertragreicher lassen könnte. Ragnar erinnerte sich noch sehr gut daran, wie trotz all seinen Tränen und all seinem Flehen seine Eltern ihn auf das Pferd setzten das ihn nach Olport bringen sollte. Einer der Knechte der Halle, der alte Svenskir, führte das Pferd bis nach Olport. Ragnar erinnerte sich sehr gut daran, dass Svenskir damals kein einziges Wort zu ihm sprach, die ganze Reise über.

Heute wusste Ragnar, dass Svenskir sehr wohl hätte sprechen können, aber er nie auch nur ein Wort sprach, wenn er einen neuen Schüler abholte. Ragnar fragte ihn eines Tages, weshalb er nichts gesagt habe, um ihn zu trösten. Svenskir lachte damals kurz auf und sagte, dass es besser sei mit dem Schmerz alleine klar zu kommen, denn wenn man erwachsen sein wolle, dürfe man sich nicht darauf verlassen, dass man von jemandem Hilfe zu erwarten hätte.
Inzwischen kam Ragnar an den Klippen an und befreite den Felsen, auf dem er oft zu sitzen pflegte, vom Schnee. Hier saß er oft wenn er die Ruhe suchte. Der Blick über das Meer half ihm oft ruhig zu werden und seine Gedanken zu ordnen. Besonders in Nächten wie diesen, in denen die gefrorene Bucht still und regungslos vor ihm lag.

Er erinnerte sich an seine ersten Jahre an der Halle der Winde. Er musste dort viele Dinge neu lernen. Nicht nur aus Büchern, sondern auch aus den alten Liedern, welche die Barden noch aus jenen Zeiten kannten, als die Hjaldinger zum ersten Mal an den Gestaden dieses Landes festmachten. Die Geschichte der Hjaldinger, sowie deren Brauchtümer waren fester Bestandteil des Lehrplanes. Natürlich hatte die Ausbildung in den arkanen Künsten Vorrang, dennoch hatten die Nebenfächer einen ungewöhnlich hohen Stellenwert. Heute sah Ragnar die thorwalsche Kultur mit anderen Augen als er es früher getan hatte. Es ist nicht mehr viel übriggeblieben, von dem was einmal die stolzen Hjaldinger waren. Wohl aus diesem Grund nannte sein Volk sich auch Thorwaler und nicht mehr Hjaldinger. Allerdings, so fügte er sich selbst in Gedanken hinzu, gab es inzwischen Bestrebungen der ursprünglichen Kultur wieder mehr Wert zukommen zu lassen. Die Halle der Winde hielt dies schon immer in Ehren.

Ragnar blickte den kleinen Wolken nach, die sein Atem bildete und griff unbewusst fester um seinen Stab. Er erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal einen leibhaftigen Elementargeist beschwor. Dies war ein äußerst prägendes Erlebnis für den jungen Thorwaler. Zuerst erschrak er zutiefst, doch nach und nach lernte er diesen Geist zu kontrollieren und ihm seinen Willen zu diktieren. Hierbei bemerkte Ragnar, dass er wohl eine besondere Beziehung zu den Geistern der Luft und des Windes führen konnte. Auch wenn die Elementargeister der anderen Elemente sich ihm bei wenigen Gelegenheiten fügten, so gelang ihm dies am besten mit den Geistern des Windes.
Die Jahre des Studiums eröffneten ihm viele Kenntnisse, die manchmal unterschiedlicher nicht sein konnten. Von einem der unterrichtenden Firnelfen erlernte er Zauber wie den Fulminictus, Wochen zuvor lehrte man ihm den Balsamsalabunde. Dass Firnelfen an der Runajasko unterrichteten war der grauen Gilde nicht gerade ein Dorn im Auge, dennoch sah man mit einem Wachen Auge auf die Schule in Olport, denn man wollte unbedingt vermeiden, dass man sich zu weit von den Richtlinien entfernte.

Ebenso faszinierten ihn die Thesen, die einen Mann dazu befähigten Gegenstände mit unsichtbarer Hand zu beeinflussen. Sei es einen Gegenstand in der Luft schweben zu lassen oder ihn schnell an eine Wand zu werden, oder sei es die filigrane Handhabung kleinster Mechanismen wie einem Schloss, das man mittels der Geisteskraft öffnen konnte.

Ragnars Blick fiel auf seine Hand, die den Stab umklammerte. Er nahm den Stab in die rechte Hand und drehte seine Linke mit dem Handrücken zu ihm. Er blickte stolz auf die Hautbilder, die er an diesem Arm trug. Sie waren ein Andenken an seine Lehre zum Bildstecher, die er vor Jahren neben seinem Studium vollzog, da ein Schüler der Halle der Winde auch im Handwerk bewandert sein musste um für sich selbst aufkommen zu können.
Die Hautbilder zeigten verschiedene Symbole die mit dem Jurgalied in Verbindung zu bringen waren. Allen voran natürlich der weiße Wal, der die Hjaldinger vor dem Untergang bewahrte, Swafnir, der Bruder aller Hjaldinger und deren Nachfahren. Eine jede Frau und ein jeder Mann dieses Landes fühlten sich dem Göttersohn verbunden.

Vielleicht war es wegen seines guten Rufes als Bildstecher, dass die Gandmadr eines Tages zu ihm kamen um ihm etwas zu zeigen, worüber er kein Wort verlieren dürfe. Man brachte ihn damals über lange und hinderliche Wege in eine Höhle in den Klippen bei Olport. Dort fand man, auf ein Zeichen Swafnirs, seit langer Zeit verloren geglaubte Aufzeichnungen und Texte über die zauberkräftigen Runen, auf deren Herstellung sich die Hjaldinger verstanden. Tatsächlich wurde Ragnar ein fester Bestandteil derjenigen, die sich dem Studium der Runen widmen sollten.
Das war damals zu jener Zeit, in der die graue Gilde die Halle der Winde verstieß.

Ragnar konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie die die Gandmadr sich die Roben vom Leib rissen und nur in Unterkleidung in den Schnee sprangen. Fortan war es den Novizen freigestellt, die Robe oder typische thorwalsche Kleidung zu tragen. Ragnar konnte sich nicht erinnern, jemals wieder einen Hjaldinger in Robe gesehen zu haben.
Die zuerst willkommene Lösung von der grauen Gilde und deren Zwängen, stellte sich allerdings auch als ein Hindernis heraus. So hatte man nur noch eingeschränkten Zugriff auf Gelehrte, die sich mit alten Schriften und der Auflösung von unbekannten arkanen Mustern auskannten. Diese Isolation machte es schwer schnell zu guten Ergebnissen zu kommen.
Als sehr hilfreich stellte sich ein zwergischer Geode, Schargrim, Sohn des Galadur, heraus, der damals um ein Bett in der Runajasko bat. Da allgemein bekannt war, dass auch die Zwerge eine Runenschrift besaßen konnte man mit seiner Hilfe viele Texte und Bilder besser verstehen und damit beginnen die Wirkung verschiedener Runen zu kombinieren. Der Zwerg hatte gefallen an dieser Thematik und blieb sogleich über mehrere Monate in der Halle der Winde bevor er weiter in das Landesinnere zog.

Die Aufgabe von Ragnar war es die Runen auf verschiedene Materialien zu malen und zeitweilen auch deren Wirkung zu testen. Ebenso war er an Versuchen beteiligt, die Runen und damit Ihre Wirkungen zu aktivieren.
Die Erforschung und Herstellung der Runen wurde ein fester Bestandteil des Runajasko-Alltages. Auch wenn es kein Studienfach wurde, so erhielt Ragnar eine Auszeichnung für seine gute Arbeit und sein Verständnis bei der Entschlüsselung der alten hjaldingschen Runen.
Ragnar nahm einen Stein, der zu seinen Füßen lag in die Hand. Er war eiskalt und wog schwer in seiner Hand. Mit viel Schwung warf er den Stein in die Bucht und es dauerte ein paar Sekunden bis er den Aufprall auf dem festen Eis hören konnte.

Er erinnerte sich an seine Abschlussprüfung. Er wurde nur der vierbeste seines Jahrganges, was ihm von einigen Mitscholaren etwas Spott und Hohn, der natürlich nicht allzu ernst gemeint war, einbrachte. Ragnar wurde ein angesehenes Mitglied der Halle der Winde, der bei der Entschlüsselung der Runen einen wichtigen Teil beisteuerte.
Aus diesem Grund, und wohl auch weil ihm die Zusammenarbeit mit Schargrim, Sohn des Galadur gut lag, wurde er dazu benannt, den Zwergen aufzusuchen und ihn um weitere Unterstützung bei der fortschreitenden Arbeit an den Runen zu bitten.
Ragnar erinnerte sich, dass er viel Protest gegen diese Entscheidung brachte, da er lieber in der Runajasko bleiben wollte um die Arbeit an den Runen fort zu setzen und seine magischen Fähigkeiten weiter zu schulen, doch die Argumentationen der Gandmadr waren nicht zu entkräften. Man erhoffte sich, dass Ragnar sich bereits auf dem Weg mit Schargrim austauschen und die gute Beziehung noch festigen konnte.

Der junge Thorwaler erhob sich von dem kalten Stein. Es hatte wirklich zu schneien begonnen. Ragnar musste lächeln. Natürlich hatte es zu schneien begonnen, seine Nase ließ ihn nie im Stich. In etwa 5 Tagen würde er also aufbrechen um Schargrim zu besuchen und um dessen Hilfe zu bitten. Die Reise würde beschwerlich werden und weit in den Süden führen. Auch wenn er die Entfernungen ob seines hjaldingschen Blutes nicht scheute, so wäre es ihm doch bedeutend lieber gewesen die komplette Reise mit dem Schiff durchführen zu können. Da Zwerge jedoch kaum auf ein Schiff zu bringen waren, blieb nur der Landweg.

Ragnar ging zurück zur Halle des Windes. Er würde sich gut für die Reise vorbereiten müssen. Er hatte bereits das meiste zusammen, dass er für die Diskussionen um die Runen benötigte. Farben, Pinsel und ein paar Vorlagen, auf deren Basis er mit dem Zwerg diskutieren konnte. Natürlich durfte auch sein Beil, eine Orknase, nicht fehlen. Auch wenn er inzwischen ein formidabler Zauberwirker war, so verließ er sich doch recht gerne auch auf die Überzeugungskraft die dem Anblick des Beiles innewohnte, und sollte sich jemand nicht nur vom Anblick eingeschüchtert fühlen, so würde er sich auch in einer Auseinandersetzung zu wehren wissen. Ja er war bereit für die Reise…
Kurz bevor er die Halla erreichte, musste er an seine Eltern denken. Über Nachrichten, die ein Bote brachte hielt man losen Kontakt. Gesehen hatte Ragnar seine Eltern seit Jahren nicht. Er spürte, dass er nicht zu dem Schiffsmagier geworden war, den seine Eltern gerne gesehen hätten. Ragnar war sich sicher, seine Eltern hätten erwartet, dass er eines Tages vor Ihrer Tür stehen und darum betteln würde gleich mit Ihnen zur See auf eine Kaperfahrt zu gehen. Doch stattdessen vergrub Ihr Sohn sich lieber in alten Aufzeichnungen und Folianten und debattierte mit Zwergen.

Vielleicht, eines Tages, würden sie erkennen, dass er Ihnen einen größeren Dienst tun könnte, als sie nur auf einer Kaperfahrt begleiten zu können. Ragnars Gedanken richteten sich in die Zukunft. Was würde er auf seiner Reise sehen, wem würde er begegnen? Würde er überhaupt jemals zurückkehren? Dies alles konnten ihm die Runen und die Sterne nicht sagen. Er hatte sein Schicksal in der Hand und er würde seinen Weg gehen…

Er betrat die Halla und schloss die Tür hinter sich. Niemand saß mehr am Feuer und niemand begegnete ihm als er zu seiner Kammer ging um sich schlafen zu legen.

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Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.

Mahatma Gandhi

Ragnar Starkardsson Offline




Beiträge: 937

23.04.2018 20:22
#2 RE: Ragnar Starkardsson Antworten

So, hab die Geschichte gefunden. Hatte ich wirklich nur per Mail gesendet :) Sorry wegen der Verwirrung und Danke für's nachgucken. :)

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Mahatma Gandhi

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