Mit weit offenen Augen starrte Jacob Rhyne an die Decke seines Schlafzimmers. Es war bereits lange nach Mitternacht, doch trotz eines geschäftigen Tages und einer deutlich spürbaren körperlichen wie geistigen Erschöpfung konnte er keinen Schlaf finden... zu nahe waren die Erinnerungen an das Geschehene und Gesehene. Immer wieder versuchte er zu zweifeln, ob er jenen obskuren und verstörenden Abend überhaupt erlebt hatte doch kam er immer wieder zu dem Punkt, dass die Erlebnisse nur all zu real waren und er, wie auch jene, die eigentlich nur als Mitreisende auf der Rückfahrt von einer Geburtstagsfeier bei ihm im Fahrzeug zu weilen gedachten, aber dann ebenfalls in den Strudel der Ereignisse gezogen wurden. Mit Grauen sah er immer wieder die Bilder vor seinem inneren Auge. Die Bilder der Leichen, die sie in dem Haus gefunden haben, die unnatürlichen Ereignisse, wie die eigentlich toten Tiere die in einer Vorratskammer hingen aber voller wiedernatürlichem Leben versuchten sich aus der Schlinge um ihren Hals zu befreien, das Blut, die Geräusche, der Wahnsinn der von der armen Miss McMillen Besitz ergriffen hatte und die aus purer Notwehr von Mr. Ellard erschossen wurde, um wohl schlimmeres zu verhindern.
Jacob Rhyne hatte vor die Geschehnisse an seinen vorgesetzten Sergeant zu melden, doch rang er letztendlich sehr damit und verzichtete letztendlich darauf... und das wohl aus gutem Grund. Jacob Rhyne machte sich Sorgen um seine Anstellung bei der Polizei. Ein paar seiner Kollegen wussten davon dass er ein Alkoholproblem hatte. Zwar lag dies nun bereits seit ein paar Jahren zurück und er hatte nun den Konsum im Griff, doch hätte man ihm einen derartig obskurren Bericht sicherlich als Wahnvorstellung und Resultat eines Rückfalls in die Trinksucht ausgelegt, weswegen man ihn mit höchster Wahrscheinlichkeit vom Dienst suspendiert hätte. Nicht einmal an den Polizeipsychologen konnte er sich wenden, war dieser doch wegen der Behandlung seiner früheren Trinksucht informiert. Jacob war sich indes bitter bewusst dass das Erlebte keine Wahnvorstellung sein konnte. Er hatte nichte getrunken was einen derartigen Wahnsinn in seinem Kopf hätte projezieren können... doch hatte er wirklich nichts getrunken? Doch, da war ein Bier auf der Geburtstagsfeier. War es nur diese eine Bier? Ja, da war er sich sicher. Es war nur das eine Bier, denn er hatte den Dienstwagen zurückzufahren und damit auch die Verantwortung für die Sicherheit jener die mit ihm fuhren.
Der Dienstwagen... ein totales Wrack. Jacob Rhyne hatte seinem Vorgesetzten gemeldet dass er bei dem tosenden Unwetter einem Hirsch ausgewichen war und dabei von der regennassen Fahrbahn abgekommen war, was das Fahrzeug letztendlich gegen einen Baum stossen ließ. Hätte er auch nur Ansatzweise erwähnt dass er einem Menschen auswich und damit erst jene Geschehnisse und Erlebnisse in Gang gesetzt wurden, deren Erinnerung daran ihn auch diese Nacht wieder nicht schlafen liessen, es hätte ihm wohl niemand geglaubt und man hätte ihm seine Dienstmarke abgenommen und vom Dienst suspendiert.
Wie ein Rettungsring kam es ihm vor, dass er nicht der einzige war, der dies alles erlebte. Ms. Jones, Mr. Ellard und auch Pastor Givens hatten dies erlebt und überlebt. Dass sie seine Erinnerungen bestätigten hielt ihn davon ab sich selbst Wahnsinnig zu nennen und sich in eine psychatrische Heilanstalt einweisen zu lassen.
Jacob beschloss in dieser Nacht ein Telegramm an seine Schwester Patricia zu senden in der er um einen Besuch bat, sei es bei ihm oder bei Ihr. Sicherlich würde es ihm helfen seiner Schwester von den Geschehnissen zu berichten und ihm etwas Halt zu geben. Sie war bereits für Ihn da um ihm aus der Trinksucht zu helfen. Sicherlich würde sie ihm auch in diesem Fall Halt und Rat geben können. Dafür ist Familie schließlich da.
Langsam drehte Jacob den Kopf zur Seite und blickte an die Seite seines Bettes. Dort lag auf dem Boden sein treuer Schäferund "Justice" und schlief ruhig und fest. Behutsam und ohne ihn zu wecken kraulte Jacob den Hund hinter dem Ohr, was Justice mit einem zufriedenen Brummen quittierte. Es tat gut ihn an seiner Seite zu wissen.
________________________________________________ Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.
Eine Reise nach New York wird ihm sicherlich gut tun. Ms McMillens stark verbrannte Leiche wurde geborgen und sie soll nach New York überführt werden. Man hat bei dir und Pastor Givens angefragt, ob ihr das nicht übernehmen wollt. Ms McMillen soll in New York auf dem St. Michaels Friedhof beigesetzt werden. Ihr hattet sie in ihren letzten Stunden gesehen und um euch gehabt. Vielleicht könnt ihr ja dann mit der ganzen Sache abschliessen ...